Ausgeschaltet

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Ich bin momentan offiziell ausgeschaltet.
Nicht im metaphorischen, „Ich brauch mal Pause“-Sinn. Sondern im ganz konkreten, medizinisch bestätigten „Kein Sport, bitte!“-Sinn.

Ich leide an einem seltenen Syndrom – so selten, dass selbst Google kurz überlegen muss. Irgendwo zwischen Rippen, Muskeln und Stolz hat sich etwas entzündet – nichts Dramatisches, aber schmerzhaft genug, um mich aus dem Verkehr zu ziehen. Eine dieser mysteriösen Geschichten, bei denen man weder genau weiß, woher sie kommen, noch wann sie wieder gehen. Nur dass sie da sind. Und dass sie wehtun. Ein bisschen wie unerwünschter Besuch – ohne Abreisedatum.

Diagnose mit Folgen

Mein Arzt hat gesagt, auf keinen Fall Sport machen. Ich darf höchstens spazieren gehen. Langsam. In moderatem Tempo.

Das Problem ist: Moderat bewegt mich nicht – im wörtlichen Sinn. Ich brauche ein bisschen Anstrengung, um wieder bei mir anzukommen. Dieses angenehme Brennen, bei dem Kopf und Körper sich endlich einig sind. Aber im Moment bleibt nur Bewegung ohne Wirkung – als würde ich laufen, ohne irgendwo anzukommen.

Ich wäre ja völlig okay mit einer klaren Diagnose.
Also einer, die nicht nur einen Namen hat, sondern auch eine Antwort. Etwas, bei dem ich weiß, woher es kommt, was ich dagegen tun kann und wann es wieder weg ist. Aber stattdessen habe ich … das hier.

Etwas, das einfach auftauchte – ohne Einladung, ohne Erklärung, ohne Zeitplan. Bleibt, solange es will, sagt nicht, warum, und verschwindet vermutlich genauso kommentarlos, wie es gekommen ist.

Kurz gesagt: Mein Körper ist jetzt in der Selbstverwaltungsphase. Er entscheidet selbst, was geht – und meistens geht halt nichts.

Stillstand

Das wäre alles halb so schlimm, wenn „nichts tun“ nicht mein persönlicher Endgegner wäre. Ich kann mit vielem umgehen – aber nicht mit Stillstand.

Kaum hat jemand „Pause“ gesagt, will ich losrennen. Mein Körper hat wirklich ein Talent dafür, das Gegenteil von dem zu wollen, was erlaubt ist.

Normalerweise muss ich mich zum Sport überreden. Ich weiß, dass es mir guttut, aber zwischen Sofa und Sportschuhen liegt manchmal ein Universum. Die Motivation kommt erst, wenn ich schon angefangen habe. Nach den ersten zehn Minuten, wenn der Kopf endlich Ruhe gibt und der Körper übernimmt.

Aber jetzt, wo ich nicht darf, ist plötzlich alles anders. Mein Kopf, mein Körper – alle schreien im Chor: „Los! Beweg dich endlich!“. Und ich sitze da und denke: Ach, so funktioniert also Ironie auf Zellebene.

Ich tue also, was ich tun soll: ausruhen, geduldig sein, abwarten. Nur fühlt sich das eher nach Strafe an als nach Selbstfürsorge. Ich weiß, es soll heilsam sein. Aber wenn sich Heilung so anfühlt, hätte ich lieber schlimmen Muskelkater. Der tut wenigstens da weh, wo man vorher was geschafft hat.

💬 Und du?

Wann hat dein Körper dich das letzte Mal ausgebremst – und hast du’s ihm schon verziehen?

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Läuft nicht bei mir.

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Schon wieder Montag.