Ich bin dann mal weg.
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Auf dem Papier ein Traum – in mir ein Fragezeichen
Gestern habe ich etwas gemacht, das sich gleichzeitig nach Befreiung, Wahnsinn und leiser Rebellion anfühlt: Ich habe meinen Job gekündigt.
Auf dem Papier war alles super. Ich hatte einen Job mit nettem Chef, tollen Kolleg:innen, flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeit, einem angenehmen 15-Minuten-Fußweg und – ja, auch das – sehr guter Bezahlung. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Check. Eigentlich hätte ich den Arbeitsvertrag einrahmen und über mein Bett hängen sollen.
Und trotzdem: Ich habe gestern gekündigt.
Warum? Die Arbeit selbst hat mich kaputt gemacht.
Nicht durch Überforderung – sondern durch inhaltliche Leere. Ein Boreout vom Feinsten, gewürzt mit ständig zu wenig Zeit für Aufgaben, die mich trotzdem nicht interessiert haben. Die Kombination war absurd: Zu viel Arbeit, aber zu wenig Sinn. Ich war ausgelastet, aber unterfordert. Gehirn aus, Autopilot an.
Sechs Stunden täglich fühlte ich mich, als würde ich in einem schwarzen Loch verschwinden, das jede Energie aus mir saugt. Wenn ich dann nach Hause kam, war ich leer. Hatte keine Kraft mehr für meine Familie. Fürs Leben.
Warum ich trotzdem geblieben bin
Weil der Rest eben so „gut“ war.
Und weil Existenzangst ein ziemlich hartnäckiger Mitbewohner im Kopf sein kann – besonders, wenn man sie seit der Kindheit kennt (Spoiler: dazu kommt bald ein eigener Beitrag). Und weil ich dachte, ich könnte etwas ändern. Intern. Auf eine neue Stelle wechseln. Ich habe Gespräche geführt, Konzepte geschrieben, hatte Geduld. Der regelmäßige Austausch mit meinem Chef gab mir das Gefühl: Wir sind auf dem Weg.
Nur: Wir waren nicht unterwegs. Wir saßen auf einem Karussell. Und obwohl ich dachte, wir bewegen uns, fuhren wir doch immer nur im Kreis.
Zeit auszusteigen
Irgendwann wurde mir schwindelig. Und gestern bin ich ausgestiegen.
Ohne neuen Job. Ohne Plan B. Aber mit Hoffnung. Mit Neugier. Mit Lust auf etwas, das wieder nach mir klingt.
Und ich blogge jetzt – aus der Lücke meines Lebenslaufs.
Willkommen.