Von Lernkurven und anderen Höhenflügen

🕒 Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ich erlebe aktuell täglich Momente, die sich anfühlen, als hätte ich ein viel zu kompliziertes Spielzeug geschenkt bekommen – natürlich ohne Anleitung. Ich drücke Knöpfe, es blinkt, es piept, und am Ende habe ich zwar Spaß, aber keinen Plan. Dazu kommt das Gefühl, als hätte jemand eine Bastelkiste über meinem Schreibtisch ausgeschüttet: unendlich viele Teile, Farben und Möglichkeiten – aber niemand sagt mir, wie sie zusammengehören. Willkommen in meiner neuen Realität mit Stickmaschine und Plotter.

Denn: Ich baue gerade meine eigene Kreativmarke auf. Klingt nach Visionen, Businessplan und Hochglanz-Logo. Die Realität? Ich lerne, wie man eine Stickmaschine bedient, was ein Plotter alles kann und wie man Stickdateien erstellt, die mehr nach Design und weniger nach digitalem Kauderwelsch aussehen.

Noch letzte Woche waren für mich Begriffe wie Vektordatei, Bitmap, Satinstich, etc. wie eine Fremdsprache. Heute jongliere ich damit, als hätte ich nie etwas anderes getan – oder besser gesagt: Ich versuche es. Manchmal klappt es, manchmal produziert die Maschine abstrakte Kunst, wo eigentlich ein Herz entstehen sollte.

Das Faszinierende daran: Ich mache das alles freiwillig. Niemand schreibt mir vor, dass ich diese Skills brauche. Kein Lehrer, kein Chef, keine Pflicht. Ich lerne, weil ich will. Weil ich weiß: Wenn ich meine Ideen umsetzen möchte, führt kein Weg daran vorbei. Und plötzlich fühlt sich Lernen nicht mehr nach Druck an, sondern nach Abenteuer.

Meine Lernkurve ist deshalb gerade so steil, dass ich fast einen Klettergurt bräuchte. In den letzten Tagen habe ich mich vom absoluten Neuling zu jemandem hochgearbeitet, der schon übt eigene Stickdateien zu entwerfen, den Plotter zum Schneiden zu bringen und Begriffe zu googeln, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass sie existieren.

Natürlich gibt es Rückschläge. Ich habe schon stundenlang an einem Bild gearbeitet um daraus eine stickfähige Datei zu machen, um am Ende festzustellen, dass ich alles komplett falsch angegangen bin und meine Stickmaschine mit der Datei niemals das machen wird, was ich im Sinn hatte. Aber genau diese Momente sind es, die mich weiterbringen. Jeder Fehler ist ein kleiner (oder großer) Umweg – aber am Ende führt er mich genau dahin, wo ich hin will.

Früher war Lernen für mich oft verbunden mit Pflicht: Schule, Uni, Fortbildungen. Hauptsache bestehen, Hauptsache abhaken. Heute ist es anders. Heute sitze ich abends freiwillig noch am Laptop, probiere neue Software aus, statt Serien zu schauen. Nicht, weil ich muss – sondern weil ich es will.

Und genau das macht den Unterschied: Leidenschaft verwandelt Mühsal in Motivation. Aus „noch ein Knopf, den ich nicht verstehe“ wird „noch ein Rätsel, das ich lösen will“. Aus der steilen Lernkurve wird ein Abenteuer, das mich meinem Ziel jeden Tag ein Stück näher bringt.

Mein Label wächst also nicht nur auf dem Nähtisch, sondern vor allem in meinem Kopf. Mit jedem Faden, den ich einfädle, jedem Entwurf, den ich teste, jedem Fehler, den ich mache. Und ganz ehrlich: Ich genieße diese wilde Fahrt.

💬 Und du?

Wann hast du das letzte Mal etwas Neues gelernt – nicht, weil du musstest, sondern weil du es wirklich wolltest?

Lernwerkstatt
Zurück
Zurück

Meine Mama hat gesagt…

Weiter
Weiter

Heute kein Blogbeitrag