Meine Mama hat gesagt…
🕒 Lesezeit: ca. 3 Minuten
… ich kann alles werden.
Und ich dachte damals: Okay, dann werde ich eben etwas „Richtiges“.
Etwas, das ich im Lebenslauf ordentlich angeben kann. Etwas, das solide klingt, wenn ich es auf die „Was machst du so?“-Frage antworte.
Also landete ich im Büro. Mit Schreibtisch, Kaffeeküche und der heiligen Dreifaltigkeit des Arbeitsalltags: To-do-Listen, Meetings und dem Countdown bis zum Wochenende.
Montag bis Freitag saß ich brav an meinem Platz, schrieb E-Mails, die niemand lesen wollte, und führte Telefonate, die genauso gut eine Maschine hätte übernehmen können. Dafür gab es Gehalt, Urlaubstage und das wohlige Gefühl, alles richtig zu machen.
Mein Leben hatte Struktur: Zu viele Stunden Arbeit, zu wenig Stunden Wochenende, dazwischen Team-Lunch und die immer gleiche Frage: „Wie war dein Tag?“ – „Ganz okay.“ Es war nicht aufregend, nicht inspirierend, nicht verrückt. Aber hey, es war sicher. Und sicher ist doch das Wichtigste … oder?
Also wurde ich ein bisschen verrückt
Irgendwann stellte ich fest: Ich bin zwar kein Kind mehr, aber theoretisch kann ich immer noch alles werden. Und so entschied ich mich für “verrückt”.
Ich kündigte meinen ordentlichen Bürojob – ohne neuen Job in Aussicht, dafür mit einem riesigen Fragezeichen im Kopf. Ich fing an, einen Blog zu schreiben. Unbezahlt, ungefragt, einfach so. Während andere Excel-Tabellen pflegten, schrieb ich Texte über Kreativität, Ordnung und das Leben dazwischen.
Niemand hatte danach verlangt, niemand hat mir dafür Applaus versprochen – aber mein Herz hat endlich mal wieder lauter geschrien als mein Verstand.
Verrücktsein bedeutet auf einmal nicht mehr Kontrollverlust, sondern Selbstbestimmung. Kein Chef, der mir sagt, was wichtig ist. Kein Outlook-Kalender, der mein Leben taktet. Stattdessen ich, mein Laptop und das wilde Gefühl, dass ausgerechnet dieser Umweg der erste echte Weg sein könnte.
Pippi Langstrumpf
Heute baue ich mir mein eigenes Pippi-Langstrumpf-Leben.
Keine Villa am Meer, kein Loft mit Dachterrasse – sondern sechs Quadratmeter Chaos, die sich für mich wie ein Palast anfühlen. Mein Kreativzimmer. Meine Villa Kunterbunt.
Hier stehen Plotter, Nähmaschine und Stickmaschine wie treue Gefährten. Stoffe türmen sich, Farben explodieren, Ideen hängen an jeder Wand. Hier ist Platz für alles, was mich glücklich macht – und kein Platz für langweilige Meetings.
Es ist eng, chaotisch und manchmal völlig überfüllt, aber genau das macht es perfekt.
Denn wenn Mama gesagt hat, ich kann alles werden, dann nehme ich sie jetzt beim Wort. Ich werde nicht die Vorstandsvorsitzende, nicht die Astronautin, nicht die Tierärztin. Ich werde jemand, der das Leben bunt macht. Für sich selbst, für andere, für alle, die Lust auf ein bisschen Verrücktheit haben.
P.S. Ohrwurm zum Blogbeitrag: “Mama hat gesagt” von SDP, Sido und Esther Graf.
💬 Und du?
Was bist du geworden – das, was alle erwartet haben, oder das, was dir gefällt?
Und wenn du alles werden könntest: Würdest du dich auch ein kleines bisschen verrückt trauen?