Gefangen in meinen Gedanken
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Manchmal glaube ich, mein Kopf ist ein Freizeitpark ohne Schließzeiten. Karussells drehen sich, Achterbahnen rauschen, und irgendwo läuft immer eine Durchsage, die ich nicht verstehe. Eintritt frei, Rückerstattung ausgeschlossen. Eigentlich wäre es ein ziemlich attraktives Ausflugsziel – wenn ich nicht die Einzige wäre, die hier Tag und Nacht herumläuft. Ich verbringe so viel Zeit in meinen eigenen Gedanken, dass ich manchmal vergesse, dass draußen auch noch ein Leben wartet. Ein echtes, mit Wetter, Menschen und Kuchen. Stattdessen hänge ich fest in der Endlosschleife meiner inneren Fahrgeschäfte. Das Kopfkino spielt alle Genres, meist gleichzeitig: romantische Tagträume, Thriller ohne Happy-End und Horrorfilme, in denen ich die Hauptrolle spiele, ohne jemals das Drehbuch gelesen zu haben.
Wenn Gedanken zur Realität werden
Das Problem: Nach einer Weile fühlt sich das alles so echt an, dass ich es für die Realität halte. Wenn ich mir hundertmal vorstelle, dass jemand verärgert über mich ist, spüre ich die Spannung im Raum, obwohl der andere in Wahrheit wahrscheinlich nur Hunger hat. Wenn ich mir in allen Farben ausmale, was alles schiefgehen wird, erlebe ich den Misserfolg schon vor dem ersten Versuch. Mein Gehirn ist ein Simulator, der jeden Stuhl zum Flugzeug macht, nur dass ich irgendwann vergesse, dass wir gar nicht abgehoben haben. Während ich also im Kopf noch Passkontrolle spiele, geht draußen längst das Boarding fürs richtige Leben los. Andere sitzen im Café, lachen, bestellen Nachschlag – und ich? Ich sitze in Reihe 27F neben meinen eigenen Sorgen und warte auf das Essenstablett, das nie kommt.
Ausgang gesucht
Manchmal wünsche ich mir, meine Gedanken würden einfach mal Urlaub machen. Zwei Wochen Pauschalreise, All-inclusive, vielleicht irgendwo, wo es keinen WLAN-Empfang gibt. Ich stelle sie mir vor mit Sonnenhut, Sandalen und Cocktail in der Hand, während sie endlich mal andere Leute nerven. Aber leider bleiben sie lieber hier und machen Überstunden. Also bleibt nur, selbst Urlaub von ihnen zu nehmen: die Gedanken leiser drehen, rausgehen, etwas tun, das nach Leben riecht statt nach Grübelroutine. Vielleicht ist genau das der Trick – nicht den ganzen Freizeitpark dichtmachen zu wollen, sondern einfach mal den Saal zu wechseln. Das Leben läuft nämlich draußen, nicht nur auf meiner Kopfkino-Leinwand.
Ich könnte also weiter im Kopfkino sitzen, mit Popcorn und Dauerkarte. Oder ich steh einfach mal auf, geh raus – und merke, dass das echte Leben keine Vorstellung ist. Es ist die Pause. Und die hab ich mir ehrlich gesagt verdient.
💬 Und du?
Verbringst du auch manchmal mehr Zeit in deinem Kopf als im echten Leben – und wie schaffst du es, wieder rauszukommen? Erzähl mir davon.