Hitzefrei.

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Ich hatte heute keine Lust zu schreiben.

Nicht im Sinne von: „Ich hab zu viel zu tun.“ Oder: „Ich weiß nicht, worüber.“ Nein. Ich hatte einfach keine Lust. Gar keine. Da war heute kein Funke, kein Drang, nicht mal ein inneres Zucken. Der Laptop war geladen, das WLAN stabil, der Kopf online – aber die Motivation war im Flugmodus.

Das ist neu. Normalerweise will ich schreiben, muss ich schreiben, kann gar nicht anders als schreiben. Die Rohfassungen meiner Beiträge tragen sich oft tagelang selbst durch mein Oberstübchen, kuscheln sich zwischen Zahnpasta und Einschlafgedanken, diskutieren mit mir über Satzbau und Formulierungslänge. Und wenn ich sie dann endlich loslassen darf – also niederschreiben –, ist das meistens weniger Arbeit als Erlösung.

Aber heute? Da war alles anders. Mein Gehirn hatte zwar wie immer eine gut sortierte Themenliste in petto: Ich hätte zum Beispiel darüber philosophieren können, wie man in Formularen das Berufsfeld ausfüllt, wenn man frisch keins mehr hat. „Ehemals angestellt mit Tendenz zur Selbstfindung“? Klingt nach Klischee. „Beruf: später“? Vielleicht zu ehrlich.

Oder ich hätte reflektieren können, wie es sich anfühlt, plötzlich selbst für die eigene Tagesstruktur verantwortlich zu sein – ohne Chef, ohne Deadlines, ohne Kantinenplan. Einfach nur ich, mein Kalender und ein Haufen Post-its mit Projekten, die alle gleichzeitig „dringend“ schreien.

Auch das Thema Hitzetauschhandel wäre spannend gewesen: Warum tauscht man ein wohltemperiertes Büro gegen ein Wohnzimmer, das sich ab 9 Uhr anfühlt wie ein Umluftofen mit Sitzgelegenheit? Wer war da am Verhandlungstisch – und wo bleibt mein Widerrufsrecht?

Nicht zu vergessen die Sommerferien-Vorfreude: erstmals seit Jahren keine akrobatische Kinderbetreuungsplanung nötig, kein Jonglieren zwischen Meetings und Marmeladenbrot. Ein Zustand, von dem ich dachte, dass er mir kreative Höhenflüge beschert. Und was passiert stattdessen? Ich fliege nicht – ich fließe. In alle Richtungen. Vor allem Richtung Sofa.

Es gäbe also genug zu erzählen. Geschichten, Gedanken, absurde Alltagsbeobachtungen. Ideen sind da wie Mücken im Schlafzimmer: hartnäckig, laut, aber nicht unbedingt willkommen. Nur leider fehlt mir heute die Energie, sie einzufangen und in einen hübschen Textkörper zu verpacken.

Und so sitze ich hier, tippe Sätze, lösche sie wieder, tippe neue, die noch schlechter sind, google zwischendurch, ob man sich beim Denken dehydrieren kann, und lande immer wieder hier: bei diesem Beitrag. Kein großes Thema, keine dramatische Erkenntnis. Nur der schlichte, verschwitzte Versuch, ehrlich zu sein.

Denn manchmal, da hüpft das Herz eben nicht. Es liegt flach. Mit einem feuchten Tuch auf der Stirn und dem Wunsch nach Eiswürfeln im Nacken.

Und das ist okay. Vielleicht hat selbst die Leidenschaft mal frei. Vielleicht darf man sogar Lieblingsdinge lassen – zumindest an Tagen, an denen das Leben mehr Sauna als Serie ist.

💬 Und du?

Was hat bei dir heute Hitzefrei bekommen? Der Haushalt? Die Motivation?

🧩 Dieser Beitrag ist irgendwie Teil meiner Serie „Was mein Herz hüpfen lässt“, auch wenn es heute eher geschmolzen als gehüpft ist.

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