Ich bin noch nicht fertig. Nur hier erst mal durch.
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Ich glaube, es ist an der Zeit, diese Staffel zu beenden.
Nicht, weil mir nichts mehr einfällt. Nicht, weil mein Herz aufgehört hätte zu hüpfen. Sondern weil ich gemerkt habe: Ich drehe mich im Kreis. Ein schöner Kreis, voller Gedanken, Texte, Aha-Momente – aber eben ein Kreis. Und ich möchte weitergehen. Woanders hin. Irgendwohin, wo es wieder kribbelt. Wo ich nicht mehr zusammenfasse, sondern neu beginne.
Denn in den letzten Wochen habe ich viel geschrieben – über Schreiben, Lernen, Wissen, Bewegung, Alleinsein. Ich habe mich durch Zweifel getippt, über Hürden geradelt, mitten im Alltag Klarheit gefunden und sie genauso schnell wieder verloren. Ich habe Sätze gefeiert, andere gelöscht, mich gelegentlich selbst zitiert – und manchmal einfach gar nichts geschafft.
Aber ich bin drangeblieben. Ich habe weitergeschrieben. Und irgendwann kam der Punkt, an dem ich merkte: Diese Staffel ist rund. Nicht abgeschlossen – aber vollständig genug, um sie ziehen zu lassen.
Ich habe in dieser Staffel versucht herauszufinden, was mein Herz hüpfen lässt – nicht als Hochglanz-Version meines Lebens, sondern eher als Notiz am Rand: leicht zerknittert, aber lesbar. Zwischen Wäschekorb und Word-Dokument, Rückenverspannung und Radweg, innerem Chaos und kleinen Erkenntnissen.
Fünf Texte sind dabei entstanden – und vier, die sich dazwischengeschoben haben. Die wollten einfach raus, obwohl sie nicht auf dem Plan standen. Und vielleicht sagen gerade sie am meisten darüber aus, wie diese Wochen wirklich waren: nicht geordnet, nicht immer produktiv, aber wahrscheinlich ehrlicher als alles, was ich mir vorgenommen hatte.
Schreiben als Überlebensstrategie
Ich habe übers Schreiben geschrieben. Natürlich. Weil ich ohne Worte nicht klarkomme – nicht in Gedanken, nicht im Alltag, nicht mit mir selbst. Schreiben ist für mich keine Ausdrucksform, sondern ein Betriebssystem. Kein Ich schreibe, weil ich etwas zu sagen habe, sondern eher: Ich schreibe, um herauszufinden, was ich eigentlich sagen will.
Ich schreibe, um mir zuzuhören. Um zu sortieren, was sonst nur kreist. Um all die halben Gedanken, die sich irgendwo zwischen To-do-Liste und Zähneknirschen verstecken, irgendwohin zu schicken, wo sie nicht mehr stören – sondern leuchten.
Und manchmal passiert beim Schreiben dieses kleine Wunder: Ein Satz passt plötzlich, trägt Bedeutung, erklärt mich mir selbst.
Aber es gab auch Tage, an denen gar nichts ging. An denen mein Kopf leer war oder zu voll. An denen ich wollte – aber der Text nicht. Und ich habe mich hingesetzt, trotzdem geschrieben – und bin grandios gescheitert. Öffentlich, in voller Länge, dokumentiert im Blog. Nicht aus Trotz. Sondern, weil selbst das Teil des Prozesses ist.
Denn Schreiben ist für mich kein Handwerk, das ich nach Zeitplan abrufen kann. Es ist eher wie ein Gespräch mit mir selbst – und manchmal kommt eben niemand zum Treffen.
Lernen im Vorbeigehen
Ich habe auch übers Lernen geschrieben. Nicht im schulischen Sinne – sondern so, wie ich es wirklich tue: rückwärts. Beim Ergebnis angefangen. Ich lerne nicht, um zu lernen. Ich lerne, weil ich etwas können will. Weil ich ein Bild im Kopf habe. Einen selbstgenähten Rucksack. Einen Blog. Einen Podcast, den es noch nicht gibt, aber vielleicht bald.
Ich brauche kein Curriculum. Ich brauche ein Warum. Und dann fange ich einfach an – meistens ohne Plan, aber mit einer ziemlich hartnäckigen Idee. Ich taste mich vor, verliere die Nerven, google die Nächte durch, fluche, finde Lösungen, improvisiere. Und irgendwann entsteht etwas, das vorher nicht da war.
So habe ich nähen gelernt. Häkeln. Stricken. Webseiten bauen. Und ganz nebenbei auch gelernt, wie ich am besten lerne: nicht mit System, sondern mit Schere in der Hand.
Stillstand fühlt sich für mich nicht nach Pause an, sondern nach Rückschritt. Wenn ich zu lange nichts Neues anfange, wird es eng in meinem Kopf.
Von Wissen und anderen Stolperfallen
Ich wollte in dieser Staffel auch über Wissen schreiben. Darüber, wie gut es sich anfühlt, wenn ich jemandem etwas erklären kann. Wie befriedigend es ist, wenn ein Tipp wirklich hilft, ein System greift, ein Trick den Alltag erleichtert. Ich weiß viel. Nicht im Sinne von Expertin für alles – aber genug, um weiterzugeben, was bei mir funktioniert (oder zumindest weniger chaotisch geworden ist).
Nur: Der Text dazu wollte nicht. Ich habe ihn angefangen, umgeschrieben, gelöscht, nochmal versucht – und irgendwann stattdessen lieber übers Scheitern geschrieben. Gleich zweimal.
Nicht, weil ich nichts zu sagen hatte. Sondern weil ich es zu gut sagen wollte. Weil ich plötzlich klang wie jemand, der eine Lösung verspricht – statt einfach zu zeigen, wie es bei mir läuft, inklusive Stolperfallen und improvisierten Umwegen.
Und so ist aus dem großen Wissensbeitrag eine Mini-Serie übers Nicht-Gelingen geworden. Über zu hohe Ansprüche, zu wenig Zeit, zu viele offene Tabs im Kopf. Und trotzdem war das vielleicht sogar der ehrlichste Weg, mein Wissen zu teilen: nicht als Ratgebertext mit Checkliste, sondern als Momentaufnahme aus dem echten Leben – in dem man eben manchmal einfach scheitert.
Herz über Hügel.
Ich bewege mich. Ich, die früher dachte, Radfahrer seien tragische Figuren mit Führerscheinverlust oder Masochismusproblem, fahre jetzt selbst Berge hoch. Nicht schnell. Nicht elegant. Aber freiwillig.
Nicht, weil ich sportlich geworden wäre. Sondern weil Bewegung sich nicht mehr wie Zwang anfühlt, sondern wie eine Rückverbindung. Ein Weg zurück zu mir – mit nassen Haaren, müden Beinen und diesem fast zärtlichen Gefühl von: Ich bin da.
Ich stehe früh auf, obwohl ich nicht muss. Ich schwimme morgens im Freibad. Ich erkenne mich selbst kaum wieder – und doch fühlt es sich stimmig an. Nicht wie Disziplin. Sondern wie eine Verabredung mit mir selbst.
Und wenn ich mal nicht gehe, nicht radle, nicht schwimme? Dann ist das auch okay. Dann hat die Motivation eben Hitzefrei.
Allein. Und zwar gern.
Ich war schon immer gern allein. Nicht, weil ich niemanden mag. Sondern weil ich die meisten Menschen nur in sehr kleinen Dosen gut vertrage.
Alleinsein ist für mich keine Flucht, sondern ein Ort. Ein innerer Raum ohne Lärm, ohne Erwartungen, ohne das Gefühl, ständig auf Empfang sein zu müssen. Nur ich, meine Gedanken – und die Chance, sie auch mal zu Ende zu denken.
Ich schätze Nähe. Aber dosiert. Ich brauche Kontakt, aber keinen sozialen Dauerbetrieb. Ich funktioniere nicht in Gruppenräumen oder Smalltalk-Schleifen. Ich blühe nicht unter Blicken, sondern zwischen Atempausen.
Manchmal reicht schon ein Geräusch zur falschen Zeit – und ein ganzer Gedanke ist weg. Nicht gelöscht. Nur entglitten. Und ich bin wütend – nicht auf andere, sondern auf den Verlust.
Deshalb ist Alleinsein für mich kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Mein System braucht diese stillen Zwischenräume. Nicht zum Nichtstun – sondern zum Wiederfinden. Und wenn ich dann allein im Café sitze, zwischen fremden Gesprächen und Cappuccinoschaum, bin ich plötzlich ganz bei mir. Keine Rolle. Keine Funktion. Einfach: Ich.
Und manchmal, in genau diesen Momenten, spüre ich es ganz leise: Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Nicht vor Aufregung. Sondern weil ich angekommen bin. Bei mir.
Staffelfinale
Hier ist es also, das Staffelfinale. Ohne Tusch und Applaus. Aber mit einem ruhigen Punkt, der Platz schafft für alles, was als Nächstes kommt.
Ich habe in dieser Staffel viel über das geschrieben, was mein Herz hüpfen lässt – über Tätigkeiten, Gedanken, Bewegungen, Zustände. Und jetzt will ich noch eine Schicht tiefer. Dahin, wo Worte nicht nur beschreiben, sondern auslösen. Bewegen. Bleiben.
Denn es gibt Sätze, die mich verändert haben. Kleine Zitate, beiläufig gesagte Sprüche, kluge Gedanken von anderen – oder einfach dieser eine Satz, der im genau richtigen (oder falschen) Moment auftauchte und plötzlich alles anders aussehen ließ.
In der nächsten Staffel will ich genau darüber schreiben: Über Worte, die hängen geblieben sind. Die mich getröstet, geärgert, bewegt, motiviert oder wachgerüttelt haben. Worte, die ich gesammelt habe wie andere Postkarten – nicht, weil sie schön sind, sondern weil sie Bedeutung tragen.
💬 Und du?
Gibt es einen Satz, der dich bis heute begleitet? Der dir mal das Herz gerettet oder den Kopf verdreht hat? Dann sag ihn mir – vielleicht beginnt die nächste Staffel ja mit deinen Worten.
🎬 Das war Staffel 2 von „sinnvolldaneben“ – fünf Folgen über das Herz und seine Sprunghaftigkeit, seine leisen Freuden, seine Rückzugsräume, Bewegungsimpulse, Lernschleifen und Schreibverrenkungen. Dazwischen: vier Folgen über das, was sich nicht planen lässt: Scheitern, Stillstand, Widerstände.
Ob man das jetzt inspirierend nennt, oder einfach nur menschlich – sei mal dahingestellt. Aber es war genau das, was es sein sollte: ungefiltert, ungeschönt und ziemlich genau da, wo ich gerade stehe.