Der letzte Tag

🕒 Lesezeit: ca. 2 Minuten

Heute ist mein letzter offizieller Arbeitstag.

Und obwohl ich mir seit Wochen ausmale, wie ich am Ende die Faust in die Luft recke und „Freiheit!“ rufe, sitze ich jetzt hier – mit einem Kloß im Hals und einer Mischung aus Vorfreude, Wehmut und unterschwelliger Panik, dass ich morgen Früh vielleicht einfach trotzdem wieder aufstehe, mich anziehe und zur Arbeit gehe. Einfach so. Aus Gewohnheit.

Denn für mich endet heute nicht einfach nur ein Job. Für mich endet heute eine Ära.

Eine Ära voller Routinen, die sich irgendwann wie Sicherheit angefühlt haben. Voller Menschen, mit denen ich mehr geteilt habe als nur E-Mail-Verteiler und eine Kaffeemaschine. Voller vertrauter Wege – zum Büro, durch Projekte, an Grenzen entlang. Und auch voller innerer Umleitungen.

Ich gehe nicht, weil alles furchtbar war. Ich gehe, weil ich irgendwann angefangen habe, mich selbst im System zu suchen – und nur noch meine Abwesenheitsnotiz gefunden habe.

Weil ich mich zwischen all den Meetings, Mails und Meilensteinen irgendwann selbst übersehen habe. Weil ich Aufgaben erfüllt habe, die mir nichts mehr gegeben haben. Weil ich funktioniert habe – zuverlässig, effizient, innerlich auf Stand-by. Und weil ich in Strukturen gearbeitet habe, die starr geblieben sind, während ich mich längst verändert hatte.

Ich habe nicht gekündigt, weil ich etwas Besseres habe. Ich habe gekündigt, weil ich etwas anderes will. Etwas, das sich nicht nur nach „kann ich“, sondern auch nach „will ich“ anfühlt.

Aber ich habe auch Angst. Angst davor, dass die große Freiheit kleiner wird als gedacht. Dass ich mich verliere in zu viel Zeit und zu wenig Klarheit. Dass das, was ich suche, gar nicht da draußen ist – sondern nur eine Vorstellung, die in der Realität nie vorgesehen war.

Aber ich gehe trotzdem.

Nicht, weil ich mir sicher bin. Sondern weil ich es nicht mehr bin. Und weil genau das der Moment ist, in dem man losgehen muss. Ich nehme Abschied. Nicht in Feierstimmung, sondern in Dankbarkeit. Nicht im Groll, sondern mit ehrlichem Bedauern darüber, dass ich auch sehr viel Schönes zurücklasse.

Und morgen? Da beginnt der erste Tag meines restlichen Lebens.

💬 Und du?

Wann hast du zuletzt einen Schritt ins Ungewisse gewagt – nicht, weil du wusstest, was kommt, sondern weil du wusstest, dass du nicht bleiben kannst?

🧩 Dieser Beitrag ist nicht Teil meiner Serie „Was mein Herz hüpfen lässt“, aber Teil meiner Geschichte. Und die musste heute raus. Morgen hätte sie sich angefühlt wie verspätete Geburtstagsgrüße.

Zurück
Zurück

Hitzefrei.

Weiter
Weiter

Alleine. Und zwar gern.