Traumreise
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Während du das hier liest, sitze ich sehr wahrscheinlich nicht an meinem Schreibtisch. Ich feile nicht an Formulierungen und suche keine Synonyme für „eigentlich“.
Ich sitze vermutlich in einem Flugzeug. Oder in einer viel zu hellen Flughafenhalle, mit Pappbecherkaffee in der Hand, einem viel zu vollen Kopf und einem Herz, das versucht, gleichzeitig zu tanzen und nicht zu explodieren.
Denn ich erfülle mir gerade einen Lebenstraum. Einen, der jahrelang wie ein Film in meinem Kopf lief: eine Stadt, die nie so richtig zur Ruhe kommt, Straßen, die wie ein eigenes Geräusch klingen, hohe Häuser, die sich an den Himmel lehnen, Lichter, die länger wach bleiben als vernünftig wäre – und das Gefühl, plötzlich mitten in einer Kulisse zu stehen, die ich bisher nur aus Geschichten kannte.
In Gedanken war ich schon oft da. In Büchern, in Filmen, in Songzeilen. Aber bis jetzt war es eher eine Idee als ein Ort, an dem ich wirklich stehen könnte. Mit Koffer, Jetlag und der realistischen Chance, mich drei Mal zu verlaufen, bevor ich auch nur ein erstes Postkartenmotiv finde.
Heute ist irgendwann
Ich bin ziemlich gut darin, Träume auf später zu verschieben. „Wenn wir mal Zeit haben“, „wenn es finanziell entspannter ist“, „wenn es besser passt“ – ich kann ganze Zukunftsromane in diese Sätze packen.
Dieser Traum lebte lange genau dort. In meinem Kopf hing er wie eine Postkarte: ich, zwischen dicht bebauten Straßenschluchten; ich, an einem Fluss mit bekannter Brücke; ich, irgendwo auf einem Platz, an dem alles gleichzeitig blinkt, hupt und durcheinanderredet. Nur ich war nie wirklich da.
Irgendwann ist eine sehr höfliche Form von nein. Sie klingt vernünftig, aber oft bedeutet sie: „Ich habe Angst, das wirklich zu wollen.“ Also bleibt die Postkarte hängen. Schön, aber ungefährlich.
Und jetzt?
Ich weiß noch nicht, wie sich diese Stadt in echt anfühlen wird. Ob ich Gänsehaut bekomme, ob ich erst mal komplett überfordert bin oder einfach nur staune. Vielleicht fühlt sich alles riesig an. Vielleicht fühlt es sich überraschend normal an.
Lebensträume müssen nicht immer wie eine große Reise aussehen. Manchmal sind sie leiser: ein Kurs, den du dir gönnst, eine Weiterbildung, eine Auszeit, ein Raum nur für dich, ein Projekt, das du endlich beginnst. Wichtig ist nicht, wie beeindruckend es von außen wirkt – sondern wie sehr dein Inneres leise endlich sagt.
Heute ist mein endlich.
💬 Und du?
Gibt es einen Traum, der schon viel zu lange als Postkarte in deinem Kopf hängt? Einen Ort, eine Idee, ein Projekt, das du immer wieder auf später verschiebst?