Ich, Sabotagekünstlerin
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Ich weiß nicht, wie viele gute Ideen ich schon auf dem Gewissen habe.
Sie waren motiviert, neugierig, voller Potenzial – bis ich sie erschreckt habe.
Mit meinen Lieblingssätzen.
„Das kann doch jeder.“
„Dafür bin ich nicht gut genug.“
„Was, wenn’s peinlich wird?“
Ich bin auch dann erstaunlich kreativ, wenn es darum geht, mich selbst zu bremsen.
Ich nenne es strategische Vorsicht.
Therapeutisch gesehen heißt es Selbstsabotage.
Zwischen Flow und Falltür
Neulich war ich wieder drin – so richtig im Flow.
Ich entwickelte ein neues Produkt, war konzentriert, glücklich, voller Tatendrang.
Und dann, wie aus dem Nichts, kam diese Stimme:
„Glaubst du wirklich, jemand würde das kaufen?“
Klack.
Falltür auf.
Ich raus aus dem Flow, rein ins Grübeln.
Diese Stimme ist nicht laut.
Sie flüstert.
Aber sie trifft punktgenau, mitten ins Selbstvertrauen.
Und plötzlich fühlt sich alles, was eben noch leicht war, an wie Watte mit Bleikern.
Das Paradoxon der Begabung
Ich weiß, dass ich Dinge erschaffen kann, die berühren, nützlich sind, schön.
Aber Wissen schützt nicht vor Zweifeln.
Und deshalb zweifle ich regelmäßig nicht nur meiner Begabung, sondern auch daran, ob andere sie überhaupt sehen.
Zwischen Können und Vertrauen liegt manchmal ein ganzer Abgrund voller „Was, wenn doch nicht?“
Und ich falle zuverlässig hinein, sobald’s wichtig wird.
Die Zweifel kommen nie mitten im Scheitern.
Da bin ich beschäftigt.
Sie kommen, wenn’s läuft –
wenn Erfolg in Sicht ist und ich gerade anfange, mich zu mögen.
Ich gegen mich
Ich glaube, ich habe gelernt, mich klein zu halten, weil Kleinsein sicherer ist.
Wenn ich mich selbst kritisiere, kann’s wenigstens kein anderer tun.
Wenn ich mich vorher bremse, muss ich später nicht erklären, warum ich gescheitert bin.
Klingt vernünftig.
Ist aber dumm.
Denn jedes Mal, wenn ich einer Idee misstraue, misstraue ich mir selbst.
Und das ist auf Dauer, sagen wir mal, suboptimal.
Und jetzt?
Ich hab lange gedacht, ich müsste erst fertig sein, bevor ich mich zeigen darf.
Aber niemand ist fertig.
Alle machen einfach – und hoffen, dass es hält.
Der Unterschied ist nur:
Manche machen trotz der Zweifel weiter.
Andere (ich) bauen ihnen eine Wohnung im Kopf und nennen sie „Realismus“.
Ich weiß nicht, ob das je aufhört – dieses Misstrauen gegen mich selbst.
Aber Anhalten bringt ja auch nix – hier wartet schließlich auch niemand mit Antworten.
Also geh ich einfach weiter und guck, was passiert.
Kommst du mit?
💬 Und du?
Wann hast du das letzte Mal weitergemacht, obwohl du dir selbst nicht ganz getraut hast?