Ich kam, schrieb - und scheiterte.
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Eigentlich wollte ich heute über das Weitergeben von Wissen schreiben. Darüber, warum mein Herz hüpft, wenn ich jemandem etwas erklären kann. Warum das nicht nur eine heimliche Leidenschaft, sondern vielleicht sogar ein Teil meines zukünftigen Geschäftsmodells sein könnte – auch wenn ich noch gar nicht weiß, wie genau dieses Geschäftsmodell aussieht. Vielleicht ein bisschen Blog, ein bisschen Shop, ein bisschen „Frag mich ruhig, ich weiß da was“.
Aber der Text wollte nicht. Nicht aus Trotz, sondern weil er sich fremd angefühlt hat. Wie ein Satz, den man nur nachspricht, aber nicht meint. Ich hatte alles: das Thema, mein Wissen, sogar eine halbwegs logische Reihenfolge. Nur das Gefühl hat gefehlt. Und ohne Gefühl ist ein Text wie ein Heiratsantrag per PowerPoint. Strukturiert, aber emotional fragwürdig.
Ich hab’s natürlich trotzdem versucht. Der Auftrag war klar, die Deadline auch – ich arbeite schließlich für einen sehr anspruchsvollen Kunden: mich selbst.
Zehn Versuche später hatte ich ein Skript für ein Webinar, das ich nie halten will, einen Marketingtext für ein Produkt, das ich nicht verkaufen will, einen Ratgeber für Menschen, die mich garantiert nicht um Rat gebeten haben – und einen Absatz, so generisch, dass ich kurz dachte, ich hätte aus Versehen einen LinkedIn-Post verfasst.
Was ich nicht hatte: mich.
Nur eine ganz gute Imitation meiner selbst – wie von jemandem, der mich einmal beim Sprechen beobachtet hat und sich seitdem sicher ist, er wüsste, wie ich denke.
Am eigenen Anspruch gescheitert
Ich wusste, was ich schreiben wollte. Ich hatte ein Thema, das mir wichtig ist. Ich hatte Worte, genug Erfahrung, sogar Lust. Eigentlich war alles da. Und trotzdem ist der Text nicht entstanden.
Nicht, weil ich es nicht konnte. Sondern weil ich es zu gut können wollte. Ich bin nicht an der Aufgabe gescheitert, sondern an meinem eigenen Anspruch. Daran, dass es sich nicht richtig angefühlt hat. Nicht stimmig. Nicht nach mir. Und ich merke sowas. Auch wenn es nur Nuancen sind. Gerade dann.
Ich habe den Text zehnmal neu geschrieben – und jedes Mal war er technisch okay, aber innerlich leer. Wie ein Bewerbungsschreiben für ein Leben, das nicht meins ist. Und irgendwer hätte mich vermutlich trotzdem eingestellt. Aber ich hätte mich gefragt, warum sich Erfolg so falsch anfühlt.
Nicht mein Tag
Heute war einfach kein Text in mir. Zumindest nicht der, den ich eigentlich schreiben wollte.
Ich saß da, bewaffnet mit heißem Kaffee, guter Absicht und der festen Überzeugung, dass das heute was wird. Und fand mich irgendwann wieder in einem Dokument mit mehr Fassungen als Substanz. Jede Version ein bisschen anders, aber richtig war keine davon. Wie ein Puzzle mit Teilen aus fünf verschiedenen Motiven – alles passt irgendwie, ergibt aber kein Bild.
Es war wie ein Tanz mit jemandem, der die Musik nicht hört. Ich hab geführt, gedrängelt, improvisiert – aber der Text hat nicht mitgemacht. Stand nur da, hat mir auf die Füße getreten und dann behauptet, ich sei aus dem Takt.
Also hab ich den großen Text für heute in die stille Ecke gesetzt – und stattdessen das hier geschrieben. Ein paar ehrliche Sätze über einen Tag, der nicht meiner sein wollte.
Kein Text über Wissen, aber vielleicht mit Weisheit.
Einer der sagt: Dass man wissen darf, wann es nicht geht.
Dass Aufgeben keine Schwäche ist – sondern manchmal besondere Stärke erfordert.
Und dass ein Text, der nicht gelingen will, mehr über einen sagen kann als einer, der mühelos fließt.
Und jetzt?
Keine Ahnung. Vielleicht klappt’s nächstes mal mit dem Wissenstext. Vielleicht hüpft mein Herz dann wieder. Vielleicht wird morgen so ein Tag, an dem ich es schaffe, gleichzeitig ehrlich und hilfreich und ein bisschen lustig zu sein.
Heute nicht. Heute bin ich gescheitert.
Und genau das steht jetzt hier. Schwarz auf weiß.
💬 Und du?
Warst du auch schon mal an dem Punkt, wo du eigentlich alles konntest – und es trotzdem nicht gereicht hat? Nicht für andere, sondern für dich selbst? Oder bin ich tatsächlich allein mit dem Talent, mich eher an meinen eigenen Ansprüchen zu stoßen als an der Realität?
🧩 Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Was mein Herz hüpfen lässt“.
In der nächsten Folge: Wissen weitergeben. Also... nochmal. Neuer Versuch. Vielleicht klappt’s ja, wenn ich’s nicht mehr so sehr will.