Ich kam, schrieb - und scheiterte erneut.
🕒 Lesezeit: ca. 3 Minuten
Ich bin heute schon wieder am Schreiben gescheitert. Nicht an meinem Anspruch – der hat sich heute ausnahmsweise mal zurückgehalten. Diesmal war es der Versuch, alles gleichzeitig zu schaffen: Bewegung, Ernährung, Ordnung, Kreativität, Familie, Planung, Erholung. Einmal alles, bitte. Nur ohne Zeit, Energie oder Nerven.
Ich wollte nämlich alles.
Sport machen, weil mein Rücken schon wieder auf Rentner-Reha-Modus schaltet, sobald ich den Besen anhebe.
Yoga machen, weil mein Nervensystem sich wahlweise für Zittern oder Zähneknirschen entscheidet, wenn es keinen Ausgleich bekommt.
Gesund essen, weil ich in den letzten Tagen offenbar dachte, Vitamine könne man allein durch Starren ins Gemüsefach aufnehmen.
Aufräumen, weil ich Montagmorgen-Chaos noch schlimmer finde als Montagmorgen selbst – und das will was heißen.
Häkeln oder nähen – aus therapeutischen Gründen. Textile Traumabewältigung, wenn man so will.
Quality Time mit der Familie.
Den Kalender aktualisieren, Mahlzeiten vorbereiten, Rechnungen bezahlen, Wäsche waschen, sortieren, wegräumen, Geschirr spülen (der Geschirrspüler ist übrigens kaputt – passend zum Thema), Retouren vorbereiten, Nahrungsergänzungsmittel einnehmen (Spoiler: hab ich vergessen), und am beinah Wichtigsten: Ich wollte schreiben.
Nicht irgendeinen Text. Einen klugen, humorvollen, herzerwärmenden Beitrag darüber, was mein Herz hüpfen lässt.
Du ahnst es: Mein Herz hat heute höchstens gezuckt. Und zwar beim Blick in die Küche.
Jetzt sitze ich also auf der Couch, zu spät, zu müde und in einer Haltung, für die mein Rücken mir morgen ein Kündigungsschreiben aushändigen wird. Um mich herum regiert das Chaos mit eiserner Faust: Wäscheberge wie Alpenpanoramen, Geschirrstapel mit Potenzial zur modernen Kunstinstallation. Von meinen ambitionierten Tageszielen habe ich exakt zwei erreicht: Ich war beim Kraftsport (yay!) – und ich habe Frühstück für nächste Woche vorbereitet (naja). Und ganz ehrlich? Dieses Frühstück lässt sich auch Montagfrüh mit einem halben Auge und einem viertel Hirn improvisieren.
Ich habe keine einzige Rechnung bezahlt, dafür aber Dinge bestellt, die ich spätestens übermorgen reumütig zurückschicken werde – in Begleitung der Retouren, die ich heute eigentlich wegbringen wollte.
Ich habe kein Yoga gemacht, bin seit einer Woche kein Fahrrad gefahren, habe den Tag über kaum gegessen und beim Abendessen dann gedacht: „Ach komm, jetzt ist auch egal.“
Und geschrieben habe ich: nichts.
Also, bis jetzt.
Denn hier ist er – der Text, der eigentlich ein Text über Wissensweitergabe hätte sein sollen. Oder über Begeisterung. Oder wenigstens über irgendetwas, das Hoffnung macht. Stattdessen ist es wieder ein Text über Scheitern. Über das absurde Theaterstück, das sich Alltag nennt, in dem ich alle Rollen gleichzeitig spielen will und am Ende doch nur eine Statistin im eigenen Drehbuch bin.
Läuft nicht bei mir.
💬 Und du?
Läuft’s bei dir besser? Dann verrat mir bitte dein Geheimnis – oder wenigstens, was du heute auch nicht geschafft hast. Ich wollte übrigens diese Woche meinen Newsletter starten, in den du dich dann jetzt hättest eintragen können - ist natürlich auch nichts geworden. Du kannst mir trotzdem schreiben (oder einfach Mitgefühl da lassen).
🧩 Dieser Beitrag ist – Überraschung – wieder nicht Teil der Serie „Was mein Herz hüpfen lässt“. Das scheint gerade eher zu stolpern als zu hüpfen.
Aber ich merke: Beim Scheitern hab ich eindeutig mehr Talent.
Vielleicht schreibe ich jetzt erstmal darüber. Scheint ja zu laufen – nur halt in die falsche Richtung.